Im Rahmen des 15. For..Net Symposiums, das am 15. und 16. April 2021 digital abgehalten wird, werden mit zwei verschiedenen Preisen Personen geehrt, die sich in besonderer Weise um die Vermittlung der Digitalisierungsfolgen verdient gemacht haben.
Neben dem traditionell während des Galaabends verliehenen For..Net Award, der in die nunmehr achte Runde geht, wird auch der noch junge For..Net Media Award zum inzwischen zweiten Mal vergeben. Während eine Fachjury den Gewinner oder die Gewinnerin des For..Net Awards bestimmt, bietet der For..Net Media Award dem gesamten Symposiumspublikum die Gelegenheit, mitzubestimmen, wer mit diesem Preis ausgezeichnet wird.
Marina Weisband erhält den For..Net Award 2021
Die Publizistin Marina Weisband erhält am 15. April den 8. For..Net Award 2021, den Preis für ein herausragendes Engagement um Gemeinwohl und Digitalisierung. Der Preis wird seit 2013 alljährlich von der Forschungsstelle für IT-Recht und Netzpolitik For..Net an der Universität Passau verliehen. In diesem Jahr wird das Symposium erstmals gemeinsam mit dem Bayerischen Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) ausgerichtet. Schirmherrin der Veranstaltung ist erneut Dorothee Bär, Staatsministerin im Bundeskanzleramt, Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung. Preis-Pate ist wie im Vorjahr die juris GmbH in Saarbrücken.
Am 15. und 16. April 2021 findet das 15. Internationale For..Net Symposium unter dem Generalthema „Gemeinwohl und Digitalisierung“ statt, pandemiebedingt als Online-Konferenz. In deren Rahmen verleiht die an der Universität Passau angesiedelte Forschungsstelle für IT-Recht und Netzpolitik For..Net unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Heckmann auch wieder den For..Net Award und den For..Net Media Award. Für den 8. For..Net Award fiel die Wahl der Jury auf eine Persönlichkeit, die sich seit mehr als zehn Jahren mit Fragen der Digitalisierung, digitaler Bildung, digitaler Teilhabe und Chancengerechtigkeit, Transparenz und Medienkompetenz befasst: die 1987 in der Ukraine geborene Diplompsychologin, Politikerin und Publizistin Marina Weisband.
Die Preisträgerin war von 2011 bis 2012 politische Geschäftsführerin der Piratenpartei Deutschland, wo sie für die Meinungsbildung innerhalb der Partei und für die Repräsentation nach außen zuständig war. Heute engagiert sie sich bei den Grünen in den Themenbereichen Digitalisierung und Bildung. In ihrem Buch „Wir nennen es Politik“ (2013 erschienen im Tropen-Verlag) schildert sie für Politik-Neueinsteiger die Möglichkeiten neuer demokratischer Formen durch Nutzung des Internets. Seit 2014 leitet sie bei politik-digital e.V. das Projekt aula – ein Konzept zur politischen Bildung und liquid-demokratischen Beteiligung von Jugendlichen an den Regeln und Angelegenheiten ihrer Schulen und außerschulischen Organisationen. Als Co-Vorsitzende bei D64 e.V., dem Zentrum für digitalen Fortschritt, engagiert sie sich für zivilgesellschaftliche Teilhabe an der Entwicklung des Netzes. Darüber hinaus hat sie eine regelmäßige Radiokolumne beim Deutschlandfunk und ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat für Digitale Transformation der AOK Nordost.
Marina Weisband ist eine gefragte Rednerin für Themen und Fragen an den Schnittstellen von Recht und Informatik, Politik und Gesellschaft. Dem For..Net Symposium ist sie schon seit Jahren verbunden, u. a. war sie beim 9. For..Net Symposium 2014 mit der Dinnerspeech zum Thema „Wie wir die Regeln im Internet ohne seine Bewohner verhandelten“ zu Gast. 2019 trug sie mit ihrem Epilog „Wie wird aus Digitaler Bildung eine Digitale Haltung?“ zum 14. For..Net Symposium bei.
„Mit Marina Weisband ehren wir eine Persönlichkeit, die es wie kaum eine andere schafft, komplizierte und komplexe Themen verständlich zu machen und besonders auch junge Menschen für eine fundierte und faire Nutzung digitaler Medien zu begeistern“, begründet Professor Heckmann, Initiator des Preises und Vorsitzender der Jury, die Auszeichnung. „Sie hat sich mit all ihrem Wirken um eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung in herausragender Weise verdient gemacht.“
Die Preisträgerin zeigt sich hocherfreut: „Dieser Preis ehrt mich sehr. Ich hoffe, dass solche Auszeichnungen das allgemeine Interesse daran wecken, das Internet gesamtgesellschaftlich als das zu gestalten, was es sein sollte: ein mächtiges Werkzeug, das uns allen nutzt und die Welt aufgeklärter macht.“
Der Preis, eine Skulptur des Passauer Künstlers Josef Nistler, wird im Nachgang zur Online-Konferenz in einer Feierstunde übergeben, sobald die Umstände dies zulassen.
For..Net Media Award 2021: Wir freuen uns auf eine spannende Pitch-Runde
Der For..Net Media Award wurde anlässlich des 15. For..Net Symposiums ins Leben gerufen und zeichnet Einzelpersonen, Projekte oder Institutionen für besonderes Engagement zur Vermittlung der Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung und damit für Verdienste um eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung aus.
Auch 2021 wird der For..Net Media Award vergeben. Mit diesem Preis zeichnet die Forschungsstelle für IT-Recht und Netzpolitik Privatpersonen aus, die sich in besonderer Weise engagieren, um die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung auf eine verständliche, nachhaltige Weise auch jenen zu erklären, die keine Experten in diesen Bereichen sind – und damit eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung fördern. Dieses Engagement kann über unterschiedliche Medien erfolgen: einen Blog, Videos, Podcasts, einen Newsletter oder anderes mehr. Kriterien für die Preiswürdigkeit sind Verständlichkeit, Nachhaltigkeit und Reichweite und vor allem das ersichtliche private Engagement. Eine Jury, die aus hochkarätigen Vertretern aus Wissenschaft und Praxis besteht, hat aus den Einreichungen drei Personen nominiert, die während des digitalen Galaabends am 15. April 2021 ihr Angebot in einem fünfminütigen Pitch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Symposiums präsentieren werden. Diese stimmen direkt im Anschluss geheim ab. Zum Höhepunkt des Abends wird der Preis schließlich – virtuell – an die Siegerin oder den Sieger des Votings verliehen. Mit großer Freude dürfen wir bei dieser Gelegenheit unseren Preispaten für den For..Net Media Award, Hubert Burda Media, vertreten durch den General Counsel Dr. Maximilian Preisser, begrüßen.
In diesem Jahr sind Isabelle Ewald, Hannes Jähnert und Henning Tillmann nominiert, die sich in einem Kurzinterview vorstellen:
Isabelle Ewald ist nominiert für ihren Podcast Mind the Tech, mit dem sie unter dem Motto „Digitalisierung braucht Spielregeln“ über die dunklen Seiten der Digitalisierung informiert und auch „virtuelle Sesselreisen“ ins Darknet anbietet. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, mit gängigen Mythen aufzuräumen und ihr Publikum für eine achtsame Nutzung des Internets zu sensibilisieren.
For..Net: Wie sind Sie dazu gekommen, einen Podcast zu machen, und was verbinden Sie mit ihm mit Blick auf den For..Net Media Award?
Der Podcast ist eines von vielen „Corona-Babies“, die im Jahr 2020 das Licht der Welt erblickt haben. Zwar trug ich die Idee eines Cybercrime-Podcasts schon eine Weile mit mir herum, aber irgendwas hemmte mich – bis ich meine Co-Host Catrin Schröder-Jaross traf. Wir lernten uns in Januar 2020 in einem beruflichen Kontext kennen und mussten feststellen, dass wir in der gleichen 2.000-Seelen-Gemeinde vor den Toren Hamburgs leben, darüber hinaus zwei große Leidenschaften hegen: Kriminalgeschichten und Technologie. Zwei Spaziergänge später – Corona hatte uns längst ins Home Office verbannt – war die Sache geritzt, wie es so schön heißt. „Mind the Tech“ war geboren. Dass das Format nun für den For..Net Media Award nominiert ist, bedeutet uns sehr viel, da wir ja zeigen, was passieren kann, wenn das Internet als rechtsfreier Raum wahrgenommen wird. Die Forschungsstelle für IT-Recht und Netzpolitik leistet seit vielen Jahren großartige Arbeit, wenn es darum geht, konkrete Antworten auf offene Fragen des Rechts im Digitalen zu liefern – und mit dem For..Net Media Award honoriert sie Akteur*innen, die es ihr gleichtun. Um es also mit der Tinder-Logik zu beschreiben: For..Net und „Mind the Tech“ – it’s a Match.
For..Net: Was macht Ihren Podcast zu einem erfolgreichen Format und was möchten/könnten Sie noch ändern, um Menschen Digitalisierung und ihre Folgen zu erklären?
Wir bekommen viele positive Rückmeldungen, aus denen klar hervorgeht, dass unsere Hörer*innen die Mischung aus Wissenstransfer und Humor sehr schätzen. Dadurch gelingt es uns, auch diejenigen zu erreichen, die mit Tech und IT bislang wenige Berührungspunkte hatten. Diesen Ansatz versuchen wir auch in unserem Spin-off-Format, der Sesselreise ins Darknet, zu vermitteln. Unser Anspruch ist es im wahrsten Sinne des Wortes, Licht ins Dunkel zu bringen. Nach einem Jahr können wir sagen: Das Konzept geht auf. Als Mütter von insgesamt drei Kindern zwischen 11 und 15 Jahren bekommen wir außerdem mit, wie sich die junge Generation im Digitalen bewegt und welche (neuen) Herausforderungen dies mit sich bringt. Das ist ein Themenkomplex, den wir in naher Zukunft auch gerne adressieren würden. Den Auftakt wird ein Podcast-Interview mit unseren eigenen Kindern machen – und wer weiß, was sich daraus noch entwickeln kann. Ideen haben wir zur Genüge.
For..Net: Welche schöne/lustige/interessante Begebenheit, die Sie im Zusammenhang mit Ihrem Podcast erlebt haben, möchten Sie uns verraten?
Wir haben einmal die Erfahrung gemacht, dass sich eine Führungskraft aus dem Top-Management unseres (damals noch gemeinsamen) Arbeitgebers, einem Weltkonzern, uns gegenüber als Fan der ersten Stunde geoutet hat. Das ist die wahrscheinlich ungewöhnlichste Art und Weise, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Long Story Short: Catrin ist nun ihre neue Mitarbeiterin.
Hannes Jähnert ist nominiert für seinen Blog Hannes-Jaehnert.de, auf dem er zu sozial-digitalen Themen wie Online-Volunteering, Freiwilligenmanagement und diverse – eigene und fremde – Projekte in diesen Bereichen schreibt. Zudem bringt er sein Wissen und die Themen, die ihm am Herzen liegen, im Rahmen von Seminaren und Workshops näher und unterstützt als Vorstandsreferent die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt.
For..Net: Wie sind Sie dazu gekommen, einen Blog zu machen, und was verbinden Sie mit ihm mit Blick auf den For..Net Media Award?
Auf die Idee zu bloggen bin ich erstmals um das Jahr 2005 gekommen, als ich für mein erstes Studium von Gera nach Erfurt zog. Für unseren Geraer Verein hatten wir damals gerade eine Webseite eingerichtet und das bloggen bot eine tolle Gelegenheit, mich auch aus der Ferne für dieses Projekt zu engagieren. Der „Joke-Blog“ von damals hatte inhaltlich natürlich nicht viel mit dem zu tun, was ich heute mache. Es war aber definitiv einer der Gründe, warum ich im Studium der Sozialen Arbeit begann, mich mit neuen Medien und digitalem Ehrenamt zu beschäftigen.
Am Bloggen gefiel mir zunächst der dokumentarische Aspekt. Wie in öffentlichen Tagebüchern kann man in vielen Blogs gut nachvollziehen, wie Ideen wachsen und Neues in die Welt kommt. Außerdem ist Schreiben ein bildender Prozess. Besonders dann, wenn man sich irgendeinem Publikum – und sei es noch so klein – verständlich machen will, muss man seine Gedanken und Argumente gut sortieren und sinnvoll miteinander verknüpfen. Dass man dabei selber auch was lernen kann, ist beim Bloggen also vorprogrammiert.
Als ich um das Jahr 2008 begann über den digitalen Wandel der Zivilgesellschaft zu schreiben, kam noch ein weiterer Motivator hinzu: Es schien tatsächlich Leute zu geben, die das interessierte. Heute, im Jahr 2021, nach mehr als 12 Monaten pandemiebedingter Hyperdigitalisierung, interessiert das natürlich noch ein paar mehr Leute als damals. Und so ist aus der ‚vernetzten Selbstbildung‘ ein Wissenspool entstanden, in dem zu aktuellen Fragen schon allerhand zu finden ist.
Über die Nominierung für den For..Net Media Award habe ich mich sehr gefreut. Der Award hebt ja das Engagement für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung hervor, die vor allem Zugänglichkeit zum häufig sehr fachlichen Diskurs darum braucht. Blogs – auch wenn oft schon totgesagt – können dabei helfen, denn sie können Schatztruen des Wissens und unabhängige Netzwerkknoten sein. Vor allem aber zeigen sie, dass Neues nicht von jetzt auf gleich in die Welt kommt und dass auch die Digitalisierung ihre Zeit braucht.
For..Net: Was macht Ihren Blog zu einem erfolgreichen Format und was möchten/könnten Sie noch ändern, um Menschen Digitalisierung und ihre Folgen zu erklären?
Wenn ich mir anschaue, was ich als „Engagementblogger“ und „Freizeitforscher“ in den letzten Jahren konkret bewirken konnte, würde ich sagen, dass es neben der Berichterstattung zu kleineren und größeren Projekten vor allem die, vielleicht auch bissige, Einmischung war, die meinen Blog zu einem erfolgreichen Format gemacht hat. Meine Beschäftigung mit dem Erhebungsinstrument des Deutschen Freiwilligensurveys beispielsweise führte dazu, dass das DZA 2014 erstmalig repräsentative Daten zum Online-Volunteering in Deutschland 2014 erhob. Daten, die ich dann auf eigene Faust auswertete, um zu zeigen, dass digitales Engagement längst nicht mehr nur Randphänomen der deutschen Zivilgesellschaft ist und sich durchaus positive Effekte der Digitalisierung in Engagement und Ehrenamt beobachten lassen. Erkenntnisse übrigens, die später auch Eingang den Dritten Engagementbericht der Bundesregierung zu „jungem Engagement im digitalen Zeitalter“ fanden.
Daneben, denke ich, sind es auch meine Versuche, den Buzzwords des digitalen Wandels Sinn und Rahmen zu geben. Allem voran: „Digitalisierung“, ein Wort, das in den Koalitionsverträgen der letzten Jahre unerklärter Weise öfter vorkam als die Dokumente Seiten hatten. Ich kann nicht behaupten, dass meine Definition von Digitalisierung in irgendeiner akademischen Weise rezipiert wurde. Da sie aber über die Beschleunigungsthese Rosas gut an Themen wie Achtsamkeit andockte, habe ich die Leute bei Vorträgen dazu zumindest nicht technisch verschreckt. Was ich in meinem Blog künftig gern weiter ausbauen will, ist das Inspirierende, das Ermutigende. Es hilft meines Erachtens wenig, irgendwelche Teufel an die Wand zu malen – ganz besonders nicht, wenn es darum geht, die Zukunft zu gestalten. Denn das ist eine Sache, bei der möglichst viele Leute mitmachen und nicht verschreckt resignieren sollten. Mit einem neuen Newsletter und in meinen über die Jahre gewachsenen Social-Media-Kanälen fange ich gerade damit an.
For..Net: Welche schöne/lustige/interessante Begebenheit, die Sie im Zusammenhang mit Ihrem Blog erlebt haben, möchten Sie uns verraten?
Ganz witzig fand ich als mein erster Artikel zum Schlagwort #meinjob in Führungskräfterunden des DRK Thema wurde. Ich war seinerzeit gerade in den Bereich „Innovation und Digitalisierung“ gewechselt und schickte mich an, die digitale Öffentlichkeitsarbeit der DRK-Wohlfahrt mit einem Mehrautoren-Blog zu öffnen. Das Ziel war allen Kolleginnen und Kollegen eine öffentliche Plattform für ihre Themen zu bereiten und damit auch Wissen – nicht nur zu digitalen Themen – zugänglicher zu machen.
Natürlich fragte man sich, was denn da jetzt passieren würde, wenn alle einfach so ihre Meinung veröffentlichen konnten und ob das nicht auch bisschen gefährlich sei. Da schwangen schon einige Sorgen mit! Der Gedanke aber, dass Blogbeiträge in solchen Runden künftig ausgedruckter Weise auf die Tagesordnung kommen, amüsierte mich ziemlich. Und so ließ ich auch im Blog der DRK-Wohlfahrt.de einen Drucken-Button einbauen und kreuzte grinsend die Finger.
Henning Tillmann ist nominiert für sein digitalpolitisches Engagement, u.A. seine Tweets zur Corona-Warn-App. Er informiert unermüdlich sachlich, fundiert und verständlich über digitale Themen und wirkt unter anderem auch als Co-Vorstand der Initiative D64 an einer verständlichen Aufklärung über die Digitalisierung und ihre Folgen mit.
For..Net: Wie sind Sie dazu gekommen, sich digitalpolitisch zu engagieren, und was verbinden Sie damit mit Blick auf den For..Net Media Award?
Ich bin seit meiner Schulzeit politisch aktiv und hatte auf kommunaler Ebene schon früh politische Funktionen. Während meines Informatikstudiums und auch der fortschreitenden digitalen Transformation in den späten 2000er entdeckte ich immer mehr die Relevanz politischer Fragen im digitalen Raum. Der letzte „Klick“ kam dann 2009 bei der Debatte zum Zugangserschwerungsgesetz – oder anders ausgedrückt: Netzsperren. Ich habe festgestellt, dass mein Informatiker-Wissen in der Gesellschaft eben alles andere als selbstverständlich ist, es also vor allem einer Übersetzungsleistung bedarf. Ich halte es für eine Dystopie, wenn nur die wenigen Expert:innen verstehen, was den (digitalen) Lebensalltag fast aller Menschen ausmacht. Dass ich deshalb, insbesondere für meine „Übersetzungsarbeit“ beim Thema Corona-Warn-App, für den For..Net Award nominiert bin, freut mich sehr.
For..Net: Was macht Ihren Einsatz erfolgreich und was möchten/könnten Sie noch ändern, um Menschen Digitalisierung und ihre Folgen zu erklären?
Ausdauer ist wohl der wichtigste Faktor. Nur damit ist es möglich, langfristig Veränderungen zu erzielen, aber auch wirklich Verständnis für Zusammenhänge zu schaffen. Es ist für Allgemeinheit, aber auch für die Entscheidungsträger:innen wichtig, dass sie sich auf die Aussagen verlassen können. Teilweise muss man Dinge immer wieder erklären und beleuchten. Allein im Juni letzten Jahres hatte ich 30 Medientermine zum Thema Corona-Warn-App, meist mit immer den gleichen Fragen. Doch Ausdauer kann sich lohnen: 2018 war ich Teil der Verhandlungsgruppe der SPD bei den Verhandlungen mit CDU/CSU zur Bildung einer neuen Koalition auf Bundesebene, obwohl ich in der SPD ohne Amt, Funktion oder Mandat bin. Je mehr Menschen die digitale Transformation begreifen, desto einfacher ist es auch positive Veränderungen zu erwirken.
For..Net: Welche schöne/lustige/interessante Begebenheit, die Sie im Zusammenhang mit Ihrem Engagement erlebt haben, möchten Sie uns verraten?
Die Koalitionsverhandlungen waren sicherlich ein Highlight. 18 Stunden Sitzung im Kanzleramt, da passieren teilweise skurrile aber auch prägende Momente. Wenn dann Ideen oder gar eigene Sätze im Koalitionsvertrag stehen, ist das eine große Bestätigung und Freude. Auch wenn sich die Bundesregierung selbst nicht dran hält. „Eine Verpflichtung von Plattformen zum Einsatz von Upload-Filtern, um von Nutzern hochgeladene Inhalte nach urheberrechtsverletzenden Inhalten zu „filtern“, lehnen wir als unverhältnismäßig ab“ (Seite 49) – der Satz stammt von mir. Dass dieser dann ein Jahr später im Rahmen der EU-Urheberrechtsreform so viel auslösen kann, hätte ich vorher auch nicht gedacht.
Die Entscheidung wird ganz offensichtlich nicht leichtfallen. Freuen Sie sich mit uns auf einen spannenden und unterhaltsamen Abend mit interessanten Pitches und – das ist garantiert – eine/n wohlverdienten Sieger/in unseres Publikumspreises!
Priska Katharina Büttel
Dieser Beitrag erschien erstmals im BayWiDI-Magazin 1/2021. Die vollständige Ausgabe finden Sie hier.